Erster ökumenischer Trinitatis-Empfang in Bothfeld

Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr hält Festvortrag zur Eröffnung

An Trinitatis feiern Christen die Dreieinigkeit Gottes: Vater, Sohn und Heiliger Geist. In Hannover-Bothfeld feierten dies am Sonntag, den 11. Juni 2017, die drei  evangelisch-lutherischen Gemeinden St. Nathanael, St. Nicolai, St. Philippus und die Katholische Pfarrgemeinde Heilig Geist mit einem ökumenischen Gottesdienst und luden anlässlich des 500. Reformationsjahres erstmals zu einem gemeinsamen Empfang ein.

Der Pfarrgemeinderatsvorsitzender Dr. Josef Lange begrüßte die rund 300 Gäste in der Kirche Heilig Geist und verwies auf die eine Taufe als die verbindende Basis im christlichen Glauben. Um dies sichtbar und spürbar zu machen, zeichneten Pfarrer Matthias Kaleth  und die Pastoren Katharina Wohlgemuth, Dirk Rademacher sowie Dr. Stephan Vasel den Gottesdienstbesuchern an den vier Taufsteinen der Gemeinden ein Kreuz mit Wasser auf die Hand. Ein kleines Päckchen mit Salz zum Mitnehmen, versehen mit dem Jesus-Wort „Ihr seid das Salz der Erde“, erinnerte an den christlichen Auftrag zum Wirken in der Welt.

Nach dem Gottesdienst hob Landessuperintendentin Dr. Petra Bahr in ihrem Vortrag zum Auftakt des Trinitatis-Empfangs die besondere Bedeutung der Taufe hervor: „Fest steht, dass die Unterschiede in Lehre und Selbstverständnis noch eine ganze Weile bleiben. Fest steht aber auch, dass diese Unterschiede nur deshalb so brisant geworden sind, weil das Verbindende, die eine Taufe, so viel größer ist.“ Die gefühlten Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten hätten mit großen Lehrdifferenzen oft nicht viel zu tun. „Vielmehr geht es um geprägte Alltäglichkeiten, Stilübungen im Glauben, Lieder, Gerüche und Haltungen sowie die Art, Gottesdienst zu feiern.“, stellte die hannoversche Regionalbischöfin fest. Der beste Weg sei es, diese Differenzen mit Humor und Offenheit sowie Gelassenheit und Neugier anzunehmen und zu besprechen.

Nach Ansicht der 51-jährigen leitenden Theologin nimmt das Bewusstsein für die konfessionellen Unterschiede immer mehr ab. „Viele Menschen, auch getaufte, wissen oft gar nicht mehr, ob sie evangelisch oder katholisch sind. Oder sie sind so weit weg, dass sie Papst Franziskus genauso lieben wie Margot Käßmann oder den katholischen Reli-Lehrer genauso cool finden wie den evangelischen Chorleiter.“ Der Traditionsabbruch sei deutlich spürbar. Umso wichtiger sei daher ein deutlicheres gemeinsames Auftreten im öffentlichen Raum. „Der christliche Glaube lebt nicht hinter Kirchenmauern. Er muss und will raus, auch in zugiges Gelände, in die Mitte der Gesellschaft, die sich rasant verändert.“, so Bahr.

Im anschließenden Grußwort hob Ministerpräsident Stephan Weil die Bedeutung von Zusammenhalt und Gemeinschaft in der heutigen Zeit hervor. Die vier Gemeinden im hannoverschen Nordosten leisteten mit ihrem Ökumenischen Empfang einen wichtigen Beitrag dazu. Das Motto des Festtages ‚Ihr seid das Salz der Erde‘ aufnehmend sagte der niedersächsische Regierungschef: „Auf gut hannöversch ausgedrückt heißt das: ‚ohne Euch geht’s nicht‘.“

Text: F. Gartmann